"Christoph Jünke: Leo Koflers Philosophie der Praxis"
Leo Kofler war ein herausragender Vertreter des deutschen Nachkriegsmarxismus. Geboren im österreichisch-ungarischen Ostgalizien, aufgewachsen im »Roten Wien« der Zwischenkriegszeit und während Faschismus und Krieg in der neutralen Schweiz interniert, wurde er 1947 an die Universität Halle berufen und musste als scharfer Bürokratiekritiker Ende 1950 nach Westdeutschland fliehen. Mit seinem Versuch, die marxistische Theorie dem 20. Jahrhundert entsprechend weiterzuentwickeln und die sozialistische Bewegung auf die Höhe der neokapitalistischen Zeit zu heben, machte sich der an Max Adler und Georg Lukács geschulte »heimatlose Linke« seit den 1950er-Jahren zu einem wichtigen Vermittler zwischen alter Arbeiterbewegung und Neuer Linker, bevor er Anfang 1991 schwer erkrankte und 1995 in seiner Wahlheimat Köln starb.