"Rainer Just/Gabriel Ramin Schor (Hg.): Vorboten der Barberei"
Ist das Massaker von Utøya ein Akt der Gewalt, der sich jeder Nachvollziehbarkeit widersetzt? Wie ist es möglich, dass jemand neunundsechzig Menschen, hauptsächlich Kinder und Jugendliche, ermordet, sie Auge in Auge kaltblütig erschießt, um sich anschließend zu rechtfertigen, diese Tat wäre zwar grausam gewesen, aber politisch notwendig? Hat dieser Wahnwitz eine Logik?
Es wäre eine Form von Abwehr, nicht nach den Gesetzen aktueller Gewalt zu forschen; es käme einer Verdrängung gleich zu postulieren, bei diesem Terroristen handle es sich bloß um einen Verrückten, um ein Monstrum, dessen Tat »mit uns nichts zu tun« hätte. Das Monströse demonstriert etwas: es offenbart, in seiner verrückten Dimension, auch etwas von der systemischen Gewalt, die in der Ordnung unserer Gesellschaft gründet. Das Massaker von Utøya fordert heraus, über die Monstrosität der Normalität nachzudenken.
In diesem Band finden sich unterschiedliche Versuche, sich dem radikal Inhumanen nachdenklich und schreibend zu stellen. Es sind Erwiderungen, die sagen wollen, wie notwendig es ist, den Vorboten der Barbarei, die in der Mitte unserer Gesellschaft stehen, mit kritischem Blick zu begegnen.
Rainer Just, geboren 1971 in Wien; Studium der Komparatistik und der Deutschen Philologie; lehrt seit 2004 Literaturtheorie am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Wien; Schwerpunkte sind Kritische Theorie, Psychoanalyse und Poststrukturalismus. Daneben schriftstellerische Tätigkeiten; derzeit Arbeit am Roman Aus dem Kopf, der nächstes Jahr erscheinen wird.
Gabriel Ramin Schor, geboren 1967; Studium der Philosophie in Wien. Lehrte zuletzt an der Kunstuniversität Linz. Forscht und publiziert zur Kunst seit 1800. Zurzeit arbeitet er an einem Filmprojekt über den Apostel Paulus.